Jemâa el-Fna – der Platz im Zentrum der Medina – hier spielt sich das Leben ab! Der Name bedeutet „Versammlung der Toten“ und erinnert an die Zeit, als auf dem Areal die aufgespießten Köpfe hingerichteter Verbrecher zur Schau gestellt wurden. Damals wie heute: der einstige Schauplatz von Paraden und Exekutionen ist auch heute noch der unumstrittene Mittelpunkt des modernen Stadtlebens. In Europa sagt man: „Alle Wege führen nach Rom.“ In Marrakech führen alle Wege zum Jemâa el-Fna!
Anstelle der
schaurigen Attraktionen sind Akrobaten, Affenbesitzer, Schlangenbeschwörer, farbenfroh
gekleidete Wasserverkäufer, und vieles mehr zu sehen. Die Stadt ist bemüht, dem Platz ein
ordentliches Aussehen zu verleihen. Jeder Stand hat seine eigene Nummer und den
immer gleichen Standort, dennoch behält er sein chaotisches Flair.
Wir haben den Platz
zu ganz unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten besucht und er hat bei uns
immer wieder einen anderen Eindruck hinterlassen. In den frühen Morgenstunden
wirkt der Platz sehr leer. Das ein oder andere Auto überquert in einer recht
flotten Geschwindigkeit den Jemâa el-Fna. Die ersten Händler lassen sich
nieder, die Schlangenbeschwörer stellen ihre Körbe ab und nehmen ihre Tiere heraus. Zu dieser frühen Tageszeit bewegen sich die Schlangen und folgen ihrem
Führer noch ohne jedes Flötengeräusch... die Flöte kommt erst am späten Nachmittag
zum Einsatz, wenn genügend Touristen faszinierend versuchen das ein oder andere
Foto zu machen ;) Wichtig: jedes Foto kostet hier ein Trinkgeld!
Einzig die Orangensaft-Stände machen den Eindruck, dass sie immer hier sind. Aber nein, sie sind nur die Ersten auf dem Platz. Schon bei Tagesanbruch kann man hier sehr leckeren und vor den Augen frisch gepressten Orangensaft für unschlagbare 0,40 EUR (40DRH) kaufen und genießen. Im Nachhinein haben wir uns fast geärgert, dass wir uns nicht jeden Tag – egal zu welcher Uhrzeit – einen frischen Orangensaft gekauft haben, diesen Geschmack reifer Saftorangen habe ich in Europa noch nie so gefunden.
Einzig die Orangensaft-Stände machen den Eindruck, dass sie immer hier sind. Aber nein, sie sind nur die Ersten auf dem Platz. Schon bei Tagesanbruch kann man hier sehr leckeren und vor den Augen frisch gepressten Orangensaft für unschlagbare 0,40 EUR (40DRH) kaufen und genießen. Im Nachhinein haben wir uns fast geärgert, dass wir uns nicht jeden Tag – egal zu welcher Uhrzeit – einen frischen Orangensaft gekauft haben, diesen Geschmack reifer Saftorangen habe ich in Europa noch nie so gefunden.
Gegen Mittag füllt
sich der Platz immer mehr: die Wahrsager, meist alte Frauen mit faltigen
Gesichtern – warten unter ihren ausgebleichten Sonnenschirmen auf Kundschaft,
um ihnen mit Tarot-Karten die Zukunft vorherzusagen. Zu den Wahrsagerinnen
gesellen sich schnell die Hennafrauen. Wenn man nicht aufpasst, bekommt man ganz
schnell eine kleine Hennablume auf die Hand oder auf den Unterarm gemalt – ein sogenanntes Geschenk, das man mit einem Trinkgeld vergütet.
Gleich neben den
Wahrsagerinnen und Hennamalerinen sitzen Kräuterärzte auf ihren Decken,
verkaufen ihre Naturheilmittel oder besser gesagt Wundermittel – Mixturen aus zerriebenen
Wurzeln, getrockneten Kräuter und gedörrten Körperteilen von Tieren - gegen
Kopfschmerzen, böse Blicke oder sonstige „Wehwehchen“. Viele dieser Ärzte bieten
auch das aus Marokko stammende Arganöl zum Verkauf an, aber der sehr sehr
günstige Preis deutet schon darauf hin, dass es sich hier nicht um das original
Arganöl handeln kann, sondern um eine gepanschte Mischung.
Neben den
Kräuterärzten gibt es auch Zahnärzte. Diese Sitzen hinter einem Tisch voller
gezogener Zähne, Gebissteile und ganzer Gebisse…inwieweit, sie Menschen von
tatsächlichen Zahnschmerzen befreien können, ist fraglich, aber vielleicht
wirkt ihre Medizin bei Einheimischen anders als möglicherweise bei uns Europäern. Das
eigentliche Ziehen von Zähnen ist ihnen mittlerweile verboten worden.
Die Akrobaten – oft
athletische junge Männer – unterhalten die Zuschauer mit spektakulären
Darbietungen, um etwas Kleingeld zu verdienen. Andere versuchen mit kleinen
Trommeln und Lautstärke die Gunst der Zuschauer auf sich zu ziehen. Die früher
häufiger vertretenen Geschichtenerzähler werden leider immer weniger. Angeblich
gibt es nur noch drei. Sie versammeln oft 20-30 Einheimische um sich, die gespannt
den Sagen und Legenden folgen – ein Tourist, ist hier leider verloren, da er
mit der Sprache und der dargebotenen Spannung und Dramatik nichts anfangen
kann.
Zusammenfassend: der
Jemâa el-Fna ist ein ungeplantes Meisterwerk und nicht zu Unrecht und
zweifellos würdig von der UNESCO als ein „Meisterwerk des mündlichen und
immateriellen Erbes der Menschheit“ ausgezeichnet worden. In diesem Programm
werden immatrielle Kulturgüter wie Liederzyklen, Theatertraditionen und heilige
Orte aufgenommen, um dein einzigartigen Stellenwert dieser Güter zu
verdeutliche und um zu ihrem Erhalt beizutragen.
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