Ihr Lieben,

heute möchte ich Euch auf einen Ausflug zum Har Carmel in der Nähe von Haifa mitnehmen. Das Wort Carmel stammt aus dem hebräischen - abgeleitet von "kerem el" - und bedeutet "Weingarten Gottes"...nein ich berichte jetzt nicht von einer Weinprobe sondern von einem Ausflug zu einem Gebirge in Israel.

Das Gebirge ist ca. 23 Kilometer lang, ca. 10 Kilometer breit und erhebt sich bis zu 546 Metern entlang der Mittelmeerküste. Vermutlich überlegt ihr jetzt, ob ihr überhaupt weiterlesen sollt und ob der Begriff Gebirge nicht etwas übertrieben klingt ;)

Nein, betrachtet alles aus dem Blickwinkel eines Einheimischen: Israel ist ein Land in dem es Strand, Berge, Wüste, etc. gibt - alles nur etwas kleiner als woanders auf der Welt ;) Hier im Gebirge fallen für ein Land im Nahen Osten verhältnismäßig hohe Niederschläge und die führen zu einer üppigen Vegetation auf diesem schmalen Landstreifen. Die Gegend wurde sogar zum Nationalpark erklärt. Die Einheimischen sind sichtlich stolz auf diese grüne Lunge ihres Landes... Aber leider ist die grüne Lunge nicht mehr so grün wie sie ursprünglich war :(


Am 2. Dezember 2010 brach hier einer der größte Waldbrände in der Geschichte Israels aus und zerstörte das Areal. Tragisch, denn neben der Zerstörung der Natur starben 44 Menschen und zahlreiche wurden verletzt.

Bis zu meinem Besuch am Har Carmel hatte ich nichts von dieser Tragödie gehört...dem lokalen Guide lauschend erfahre ich, dass 2010 das 7. Dürrejahr in Folge war (klingt biblisch, gell?!) und, dass den ganzen Winter über noch nicht ein Tropfen Regen gefallen war. Im November 2010 wurden hier seit 60 Jahren die höchsten Temperaturen gemessen und es war selbst zu dieser Jahreszeit noch möglich im Mittelmeer zu baden. Im Hinterland von Haifa waren die Pinienbäume noch grün, aber das gesamte Unterholz war dürr, trocken und leicht entflammbar. 

Laut unserem Guide haben 2 Jugendliche ein kleines Feuer im Nordwesten des Gebirges entfacht (sie wollten eine Wasserpfeife anzünden) und daraus ist schnell, durch die aufkommenden Seewinde und die sich drehende Winde, ein Flächenbrand entstanden. Ca. 17.000 Menschen wurden bei der Bekämpfung des Feuers evakuiert und zahlreiche Dörfer wurden zerstört, da fast alle Häuser in Flammen aufgingen. 

In Mitten des Carmel Gebietes liegt auch die militärische Haftanstalt Damon. Ca. 40 Justizangestellte hatten die 500 Insassen des Gefängnisses in Sicherheit gebracht. Anschließend versuchten sie selbst in einem Bus vor den Flammen zu flüchten. Der Bus konnte aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse nicht mehr wenden, wurde von den sich drehenden Winden in einem Feuersturm eingeschlossen und die Insassen verbrannten.

Hier das heute errichtete Denkmal:




In nur wenigen Tagen wurden hier 35 Quadratkilometer Wald vernichtet, auf 50 Quadratkilometern hat das Feuer alles niedergebrannt und ca. 5 Millionen Bäume wurden Opfer der Flammen. Die dort lebenden Tiere konnten angeblich fliehen. Die Feuerwehrkräfte trafen lt. Berichten erst ca. 1,5 Stunden nach Meldung des Feuers ein und waren nicht in der Lage den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Rund 30 Staaten (darunter auch Palästina) unterstützten in den nächsten Tagen die Löscharbeiten.

Nach Löschung des Brandes forderte die Naturschutzgesellschaft Israels die Regierung auf, die durch das Feuer vernichteten Flächen sich selbst zu überlassen. Laut Gutachten soll die Region die Fähigkeit haben sich selbst zu regenerieren und man sah bewusst von der Aufforstung mit neuen Bäumen ab. Die Pinienbäume, die mit für die Ausbreitung des Feuers verantwortlich waren, waren wohl in der Region nicht heimisch und wurden in den 30er und 40er Jahren hier angepflanzt. Auch hat man entschieden, dass die verbrannten Bäume nicht entfernt werden.

Heute 4,5 Jahre nach dem verheerenden Brand sieht das Naturschutzgebiet so aus:


















Das ehemals als „Toskana Israels“ bezeichnete Gebiet wird wohl nie wieder der Toskana gleichen. Dennoch denke ich, dass sich die ehemalige einheimische Fauna und Flora regenerieren wird und die erschlossenen Wanderwege wieder genutzt werden. 

Das Naturschutzgebiet wird wohl noch einige Zeit benötigen, aber ich bin überzeugt, dass die Zeit die grüne Lunge wieder beleben wird und das Gebiet wie vor dem verheerenden Brand im Jahr 2010 von den Israelis und evtl. auch von anderen Touristen für Tagesausflüge genutzt werden wird.

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